Der Reichsführer besucht Auschwitz

Einst dem Sehsinn Eingeprägtes
Das sich seltsam erneut
Mit dem Fühlen dazu von damals

Kiefernmuskeln raffen
Durchfurchte gelbliche Züge
Fahrig sucht die Rechte
Die den Kragen greift
Perlenden Schweiß umzudeuten:
Mein Herz donnert

Verstohlen nur ja angstvoll
Huscht ein Blick
Um ertappt zu brechen
Auf Befehl viel Bewegung Lärm und Hast
Ein Tor wird aufgeworfen
Erwähltes Vieh treibt nacktes Vieh
Und Schlamm spritzt die Schenkel hinan:
Mein Herz torkelt wie der Judenjunge

Nicht Laut noch Ton würgen
In fauligen Kehlen
Nur Fuß und Morast
Sie singen:
„Ohlà … heißa, sieh!
Beschnittene Glieder schwingen.“
Sonnenstrahl und Atem
Bekränzen umwölken die ewige Scham:
Mein Herz erregen die Brüste der Jüdin

Gepferchte
Wunde Leiber winden sich
Dem Rot-Kreuz geflaggten Vehikel
Entschweben weiße Zyklonengel
Klick … Klack … KlickKlick … Klack
Blauer Kandis: des Führers Zuckergabe

Schreie Schreie … Schreie!

Vom Wahnsinn gezerrte tierische Stimmen
Keifen irre und heulen
Verwimmern entsetzlich und röcheln
Werden verendendes Gebölk

Dann: Stille Stille Stille

Himmler umtaumelt Rauch

Man macht rasch
Nur schnell um die Baracke herum
Stumpfe und wächserne schon tote Gesichter
Bestücken Leichendraisinen
Die dunsende Frachten klatschend
In eilig gezogene Gräben ergießen
Erwähltes Vieh entkantet Verkantetes
Bringt sperrige Leichen in Linie
Wohin, wohin nur all‘ die Kadaver tun – verschenken?
So witzeln die Helden nervös:
Wie mein Herz werden Menschen brennen

– Teezeit

Der Muße genug küßt Himmler
Leichenblaß
Ihre Hand
Auch die Wangen der Kinder
Und entschwindet
Dem fiebrigen Blick
Des neuen Ritters
Mit den gelblichen Zügen
Er entschwindet
Meinem wüsten
Weinenden
Meinem hassenden
Berstenden Herzen

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